Konsequente Führung hat mir dabei geholfen, heute nicht mehr operativ in meinem Unternehmen arbeiten zu müssen. Dieser Artikel gibt Ihnen Tipps für sofort mehr Freiraum im Führungsalltag.
Ein paar Sätze zu meinen ersten eigenen Erfahrungen als Vorgesetzter bei der Bundeswehr. Ehrlich gesagt war ich oft hilflos. Die Kluft zwischen der „autoritären“ Bundeswehrführung und meinem intuitiven Menschenverstand war groß. Ständig hatte ich die Frage in meinem Kopf „Wie mache ich es richtig?“ – „Werde ich allen gerecht?“
Doch eines war damals schon klar: Ich muss die mir anvertrauten Menschen mitnehmen, und ich darf selbst dabei nicht auf der Strecke bleiben. Im Ernstfall eines Soldaten heißt das: Alle überleben.
Auch später als Unternehmer kam immer mal wieder dieses Lost-Gefühl der Hilflosigkeit auf. Denn es gab auch in diesem Job Situationen, in denen ich nicht wusste, wie ich mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umgehen sollte. Da schossen dann Fragen durch meinen Kopf wie:
Und selbst heute erlebe ich noch Situationen, in denen ich auch mal überreagiere. Aber das erlaube ich mir auch, denn ich bin ein Mensch wie alle anderen und ich bin mir meiner Überreaktion bewusst. Das wissen auch meine Mitarbeiter inzwischen und können daher besser mit meinen Eigenheiten umgehen. Alle gemeinsam nehmen wir Dinge weniger persönlich.
Im Laufe meines Berufslebens sind die Fragezeichen natürlich immer weniger geworden. Nicht zuletzt, weil ich mich intensiv mit Psychologie, Hirnforschung und diversen anderen Themen beschäftigt habe. Denn diese Bereiche spielen beim Thema „Mitarbeiterführung“ eine große Rolle.
Aus dem Zusammenspiel der theoretischen Auseinandersetzung und meinen Erfahrungen habe ich ein Führungs-Modell entwickelt. Für mich ist es sogar ein Lebens-Modell. Dieses Modell gibt mir eine enorme Leichtigkeit und Energie in allen Situationen.
Das Führungs-Modell bleibt im Kern immer gleich und ist trotzdem maximal offen. Zur Anwendung gibt es garantiert keine Einschränkungen, allerdings können die Nebenwirkungen schon mal heftig ausfallen.
Jeder Mensch interpretiert Worte anders. Lassen Sie uns das mal am Beispiel des Wortes Konsequenz durchspielen:
Konsequenz stammt vom lateinischen consequi. Das bedeutet folgen, erreichen. Nehmen wir die Erläuterung aus dem Duden dazu, ist die Konsequenz zum einen die Folgerichtigkeit und Schlüssigkeit, aber eben auch die Unbeirrbarkeit und feste Entschlossenheit. Wir haben also vier Bedeutungsfacetten, aus denen wir wählen können. Frei nach dem Motto „Wer die Wahl hat die Qual“, reicht eines davon aus, um die Leichtigkeit in der Führung erleben zu können.
Folgerichtigkeit ist die richtige Folge von etwas. Wovon? Was war vorher? Wer entscheidet über richtig und falsch? Welches sind die objektiven Messkriterien? Gibt es überhaupt welche? Folgerichtigkeit wird oft mit Logik gleichgesetzt. Aber reicht Logik allein aus, um das Leben leichter zu machen? Rational geprägte Menschen rufen jetzt: „Klar!“ – Emotional geprägte Menschen würden sagen: “So ein Quatsch!“
Schlüssigkeit. Schlüssel. Ein Schlüssel schließt ein Schloss auf und zu, meist nur eines, es sei denn, wir haben einen Generalschlüssel. Klingt unwahrscheinlich? Ja, im ersten Moment. Aber wie cool wäre das, wenn wir so einen Schlüssel hätten? Na, vielleicht werden es 2-3 Schlüssel. Bleiben Sie gespannt.
Unbeirrbarkeit. Wow, was für ein Wort! Die Vorsilbe „UN“ ist jedoch negativ besetzt: unmöglich, unlauter, unglaublich und bezeichnet immer etwas, das nicht ist. Die Silbe „irr“ lässt uns Irrtum denken, der in diesem Substantivmonstrum absolut nicht denkbar ist. Herzlichen Glückwunsch. Bin ich durch gar nichts zu beirren? Bedeutet das, ich passe mich auf keinen Fall an? Bin ich dann noch reflektiert? Kann ich mich überhaupt weiter entwickeln?
Feste Entschlossenheit. Wow! Da geht mir das Herz auf – pure Emotionen. Mit „fest“ verbinde ich Stabilität. Entschlossen sein wirkt auf mich zielorientiert, aber auch mit einer Prise Unbeirrbarkeit. Wie interpretieren Sie den Begriff „feste Entschlossenheit“?
Fassen wir zusammen: Folgerichtigkeit, Schlüssigkeit, Unbeirrbarkeit und feste Entschlossenheit sind vier Facetten von Konsequenz. Und wir haben immer noch nicht über Führung gesprochen. Ich will Ihnen ein kleines Beispiel aus meinem Berufsleben zu den vier Facetten geben.
Mein Ziel in der folgenden Situation war Folgendes: Ich sorge dafür, dass meine Mitarbeiter selbst Entscheidungen treffen und die Verantwortung dafür übernehmen! Ein Mitarbeiter bat mich um eine Entscheidung in Bezug auf einen größeren Auftrag. Hier die gekürzte Version:
Dem Mitarbeiter fehlten dann noch Informationen, die er sich von seinen Kollegen holen musste. Er hat dann eine Entscheidung getroffen und später immer weniger nachgefragt.
Ich hatte ein klares Ziel. Damit waren die Folgerichtigkeit und Schlüssigkeit integriert. Ich habe mich außerdem unbeirrbar und fest entschlossen an mein Ziel gehalten, war gleichzeitig wertschätzend, interessiert und hilfsbereit. O.k. ich gebe zu, da geht noch mehr.
Klar wäre es mit meiner Entscheidung schneller gegangen. Aber es ging gar nicht um eine schnelle Lösung, sondern darum, dass meine Mitarbeiter eigenverantwortlich handeln sollten. Hier gilt die eigenen Ziele im Blick zu behalten. Wir lassen uns in unseren Routinen viel zu leicht von den wesentlichen Dingen ablenken und das macht uns dann wieder abhängig und fremdbestimmt.
Sie brauchen also nur ein Ziel und schon haben Sie den ersten Teil des konsequenten Führens erfüllt? Denken Sie!? Ganz so einfach ist es nun doch nicht. Sie haben jetzt eine Interpretation des Wortes „Konsequenz“: Führung. Führung ergibt bei Google knapp 60 Millionen Ergebnisse. Eine Vielfalt, die eher verwirrt als für Klarheit in der Führung sorgt. Ich mache es kurz.
Im Kontext Konsequenz bedeutet für mich Führung:
Damit bin ich wieder am Anfang des Artikels: Führung heißt für mich, dass ich mich selbst führe und andere selbst entscheiden, ob sie mir folgen oder eben auch nicht. Konsequente Führung hat also nichts damit zu tun, Konsequenzen zu ziehen, hart zu sein oder gar über Leichen zu gehen. Ganz im Gegenteil, sie stellt die Bedürfnisse aller Beteiligten in den Mittelpunkt und lässt maximalen Freiraum.
Konsequente Führung ist immer möglich, und jede oder jeder kann es lernen. Wenn sie es nur wollen. Die Umsetzung geht nicht einfach nur so mit einer Handbewegung. Sie sind ja in einem funktionierenden System und wollen dieses System ändern. Da müssen Sie viele Aspekte im Blick behalten und Folgen und Nebenfolgen abwägen. Holen Sie sich kompetente Unterstützung von Menschen, die diesen Weg erfolgreich beschritten haben.
Im Jahr 2000 während einer Krise ist mir Folgendes passiert: Ich habe mich sehr über die Verhaltensweisen eines Mitarbeiters geärgert, war mir darüber aber gar nicht bewusst. Durch diesen Mangel an Einsicht in mein eigenes Denken und Tun habe ich das Vertrauen der gesamten Mannschaft verloren. Die Folge: Ich musste ein komplett neues Team zusammenstellen. Das sollte mir nie wieder passieren. Seitdem arbeite ich kontinuierlich an mir selbst. Ich setze Ursachen und Kausalketten miteinander in Verbindung. Das verschafft Klarheit, nicht zuletzt über mich selbst. Das wiederum erleichtert mir die Führung. An diesen Prozessen arbeite ich bis heute kontinuierlich.
Konsequente Führung bedeutet für mich, meine Werte Freiheit, Unabhängigkeit, Verantwortung und Vertrauen jederzeit im Fokus zu haben. Ich interessiere mich für die Menschen und ich vertraue. Ich bewahre mir meine Freiheit und Unabhängigkeit. Ich möchte die Welt ein Stückchen besser machen und anderen möglichst meine leidvollen Erfahrungen ersparen. Der wichtigste Aspekt aus den vier Facetten der Konsequenz: Lassen Sie sich nicht beirren und nicht ablenken.
Denn konsequente Führung macht’s leichter.
Ich habe Ihnen Tipps versprochen, die Ihnen mehr Freiraum im Führungsalltag bescheren:
Wenn Sie das konsequent anwenden, werden Sie innerhalb kürzester Zeit mehr eigenverantwortlich handelnde Mitarbeiter haben. Klingt zu einfach? Denken Sie nicht so kompliziert!
Zurück zur Übersicht